Gemeinde-Botschafter (vergütet oder ehrenamtlich) stärken das Bewusstsein für den Nahverkehr und dessen Möglichkeiten. Sie bauen Brücken zwischen den wenig einbezogenen Gemeinden und dem Nahverkehrssystem, indem sie genau die Barrieren ermitteln und beseitigen, die von der Nutzung des Nahverkehrs abhalten. Zu diesen Barrieren gehören:
- nicht zu wissen, wie man einen Fahrplan liest oder eine Fahrkarte kauft
- wenig Vertrauen zu haben oder noch nie den Nahverkehr benutzt zu haben
- sprachliche Schwierigkeiten oder mangelnde Kenntnis über die Fahrtziele und deren Einrichtungen
Botschafter können auch herausfinden, wie die Verkehrsunternehmen ihre Dienste für bestimmte Gruppen der Gemeinde verbessern können. Oft sind dies Gruppen, die die bestehenden Kapazitäten am ehesten während der Nebenverkehrszeiten nutzen. Sie stärken den guten Ruf des Verkehrsanbieters, insbesondere durch positive Nachrichten und Neuigkeiten.
Inspiration
Docklands Light Railway
London (UK)
Es wurden Botschafter eingeführt, als man merkte, dass die Bürger vor Ort sehr selten die durch ihren Bezirk verlaufende Bahn benutzten. Die Botschafter halten regelmäßige Präsentationen in Schulen ab und stellen Anlaufstellen in lokalen Supermärkten und Büchereien bereit, bei denen die Leute einfach vorbeikommen und sich Informationen und Rat über die Fahrtmöglichkeiten mit der Bahn holen können.
Sie organisieren Ausflüge zum Thema Barrierefreiheit für Menschen mit physischen Schwierigkeiten bei der Nutzung der Bahn. Sie verteilen Broschüren über die Fahrtziele, die man mit der Bahn erreichen kann. Mehrere Botschafter gehören zu den ethnischen Minderheiten und zusammen verfügen sie über ein eindrucksvolles Spektrum von Sprachen, um mit den Fahrgästen zu kommunizieren. Sie sind auch beratend für die Nahverkehrsplanung vor Ort tätig. Mehr erfahren.
Northern Community Ambassadors
Lancashire (UK)
Northern Rail hat drei Gemeinde-Botschafter angestellt und davon gehören zwei den ethnischen Minderheiten an. Sie nahmen Kontakt mit verschiedenen Gemeindegruppen auf, zum Beispiel mit neuen Studenten, kürzlich angekommenen Flüchtlingen, Frauen in Frauenhäusern und Menschen mit Behinderungen, die Tagesstätten besuchen. Es begann mit einem Gespräch darüber, was das lokale Bahnnetz zu bieten hat, und dann organisierten sie Zugangstouren, um die Gruppe mit den Bahnhöfen, dem Ablauf, wie man einen Zug nimmt, und den möglichen lokalen Fahrtzielen vertraut zu machen.
Vertrauen war hierbei entscheidend und man braucht Zeit, um es aufzubauen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Botschafter Erfolg hatten und mehr Bürger ermutigen konnten, die Bahn in Betracht zu ziehen und zu nutzen. Nicht zuletzt deshalb wurde Northern Rail im Jahr 2013 mit einem Award auf dem Europäischen Bahnkongress ausgezeichnet. Mehr erfahren.
Senioren trainieren Senioren
Offenbach am Main (Deutschland)
Dieses Projekt unterstützt ältere Menschen, die mit dem Autofahren aufhören oder sich mit dem örtlichen Nahverkehrsangebot nicht auskennen. Ziel ist es, ihre Mobilität zu erhalten und nachhaltige Verkehrsangebote zu fördern. Die Trainer, die alle über 55 Jahre alt sind, demonstrieren älteren Menschen, wie man Fahrkarten kauft und den Nahverkehr nutzt.
Die Trainer tragen dazu bei, die Barrieren abzubauen, die ältere Menschen möglicherweise wahrnehmen. Seit dem Projektstart im Mai 2010 wurden 25 Trainer geschult und 200 Menschen haben am Projekt teilgenommen. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wird das Konzept sogar nach dem Finanzierungsende des übergeordneten Projekts fortgesetzt. Mehr erfahren.
Botschafter für den Nahverkehr
Breda (Niederlande)
Nach sechs Monaten Planung engagierte man ehrenamtliche Botschafter über 55 Jahren im ländlichen Zeeland in den Niederlanden, um ältere Menschen zu ermutigen, ihre Mobilität zu erhalten und der Isolation entgegenzuwirken. Die Botschafter erhielten Schulungen zu den Themen Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, Tarife und zum geplanten System mit elektronischen Tickets, das eine Herausforderung für ältere Menschen und – so musste man feststellen – auch für die Botschafter selbst darstellt.
Das Programm startete mit einer Veranstaltung, die mehr als 200 „Senioren“ zusammenbrachte, die mit Oldtimer-Bussen ankamen und über den öffentlichen Nahverkehr zurückkehrten. Die Botschafter organisieren Präsentationen und Testfahrten. Das Projekt und die Auslagen der Freiwilligen werden von der Provinz Zeeland finanziert. Mehr erfahren.
Rad- und Fußgänger-Botschafter
USA, Deutschland, Dänemark, Großbritannien und die Niederlande
Mehrere Städte fördern das Radfahren und/oder das Laufen, indem sie Botschafter ausbilden, die dann die Menschen auf Ausflüge mitnehmen, über ihre Erfahrungen sprechen oder Tipps geben, wie man sich sicher und angenehm per Rad oder zu Fuß in der Stadt bewegt. Bei vielen dieser Programme beteiligen sich Freiwillige, um Menschen zu begleiten, die genug vom Autofahren haben, aber entweder mangelnde Kenntnisse oder kein Vertrauen haben, um Ausflüge in der Stadt mit dem Rad oder zu Fuß zu machen.
Diese Unterstützung hilft ihnen dabei, den Schritt vom guten Willen zur Tat zu machen – dank der Ermutigung durch die Botschafter. Mehr erfahren.
Olympia-Botschafter
London (UK)
Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in London 2012 waren Hunderte von Freiwilligen tätig, um den Zuschauern zu helfen, die Veranstaltungen mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Mit Tausenden von Menschen aus der ganzen Welt, von denen die meisten mit Londons Verkehrssystem nicht vertraut und viele ohne Englischkenntnisse waren, bestand die Gefahr für ein Verkehrswirrwarr und erhebliche Verzögerungen in überfüllten Bahnhöfen.
Freiwillige Helfer in pinkfarbenen Westen gaben Informationen und vermittelten Sicherheit und konnten so die betrieblichen Mitarbeiter entlasten. Ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit wurde von Besuchern sehr gelobt. Sie konnten das Verkehrssystem dabei unterstützen, den Fluss der Fahrgäste zu bewältigen – sogar bei enorm starker Nachfrage. Mehr erfahren.
Wie erreicht man das?
Zuerst sollten Sie überlegen, ob ein Botschafter-Konzept geeignet ist. Besteht das Problem, dass einige Bereiche der Gemeinde offenbar Teile des Nahverkehrssystems nicht benutzen? Weist etwas darauf hin, dass die Ursachen dafür die Wahrnehmung der Bürger oder Barrieren sein könnten, die nichts mit Kosten oder ungeeigneten Fahrtzielen zu tun haben?
Botschafter, ob bezahlt oder ehrenamtlich, sollten aus den Zielgruppen kommen oder eng mit ihnen verbunden sein (beispielsweise ältere oder jüngere Leute, ethnische Minderheiten, Menschen mit Behinderungen, Flüchtlinge oder Arbeitslose). Sie müssen in der Lage sein, wichtige „Türsteher“ mit Zugang zu diesen Gruppen zu erkennen und diese dann davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, über den Nahverkehr zu reden. Die Präsentation/Aktivität mit den Zielen der Organisation oder der Individuen abzustimmen, trägt zur Akzeptanzgewinnung bei. Zum Beispiel können Deutschkurse, Kompetenztrainings oder sonstige Kurse das Thema „Nahverkehr“ einbeziehen, wobei ein Botschafter den Kursleiter unterstützt.
Möglicherweise gehören zu den Gruppen, auf die Sie sich konzentrieren, benachteiligte Menschen, die Außenstehenden mit Misstrauen begegnen. Es braucht Zeit, ein offenes Ohr und Empathie zum Aufbau von Vertrauen, bis die Menschen dazu bereit und motiviert sind, etwas Neues zu probieren.
Zu den gängigen Methoden, um das Thema Nahverkehr bei Gruppen einzuführen, zählen Info-Stände an Tagen der offenen Tür, auf Märkten, Volksfesten und Veranstaltungen sowie Präsentationen, Teilnahme an Versammlungen und Organisation von Zugangstouren. Das erfordert Planung und die Begleitung von Einzelpersonen oder kleinen Gruppen bei lokalen Fahrten, bei der Nutzung des Fahrkartenautomaten, der Fahrpläne und der Informationshinweise. Diese Methoden tragen dazu bei, den Faktor „Unbekannt“ für ganz neue Fahrgäste zu beseitigen. Wenn man eine „Wohlfühl-Ausflugsatmosphäre“ schaffen kann, wird die erneute Nutzung auch wahrscheinlicher. Gratis-Fahrkarten können Wiederholungsfahrten ebenfalls fördern.
Die von Botschaftern gewonnenen Erkenntnisse verschaffen wertvolles Feedback. Sie zeigen Möglichkeiten zur Verbesserung des Service für alle Kunden auf, wenn die Verantwortlichen diese aufgreifen und in die Tat umsetzen. Sichtbare Veränderungen als Antwort auf solche Rückmeldungen steigern das Engagement der Botschafter und der Zielgruppen.
Botschafter können äußerst werbewirksam sein und eine positive Haltung zum Verkehrsunternehmen verstärken – sowohl durch persönliche Kontakte, die wiederum der Mund-zu-Mund-Propaganda zugutekommen, als auch durch positive Nachrichten in lokalen Medien.
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